Dienstag 16.30-17.15
Ingo Ilja Michels
Es gibt eine zunehmende Debatte um einen nicht-strafrechtlichen Umgang mit Cannabis und anderen psychoaktiven Substanzen. Immer mehr Fachleute befürworten eine veränderte Strategie, da Verbote und die strafrechtliche Verfolgung von Drogenkonsumenten ihr Ziel nicht erreichen. Der Koalitionsvertrag 2021 der neuen Regierung legt fest, dass die kontrollierte Abgabe von Cannabis an Erwachsene zu Genusszwecken in lizenzierten Geschäften eingeführt wird. Dadurch soll die Qualität kontrolliert, die Weitergabe verunreinigter Substanzen verhindert und der Jugendschutz gewährleistet werden. Der historische Diskurs über diese neuen Regelungen der staatlich regulierten Abgabe von Cannabis, soll vorgestellt und der fachliche Widerstand innerhalb der Medizinverbände, insbesondere der Verbände der Psychiatrie, kritisch hinterfragt werden. Bei einem liberalen Umgang mit Cannabis wird der Konsum, insbesondere bei Jugendlichen, nicht zwangsläufig ansteigen, wenn derartige Angebote in Fachgeschäften sowohl mit zielgruppenspezifischen Angeboten der Prävention und Selbstkontrolle, sowie mit regulierenden strukturellen Maßnahmen (Verkaufsbeschränkungen, Werbeverbote, gesellschaftliche offene Diskurse mit Hilfe von „traditionellen“ wie neuen sozialen Medien) verknüpft sind und wenn in der Ausbildung der Medizin und der Sozialen Arbeit ein neues Verständnis vom Umgang mit psychoaktiven Substanzen verankert wird. Immer mehr Fachleute und Suchthilfeverbände befürworten überdies die Ermöglichung des „Drug-Checkings“, die Einrichtung weiterer Drogenkonsumräume und Naloxonprogramme, sowie den Ausbau der Diamorphinbehandlung, um gesundheitliche und psychische Schädigungen zu reduzieren. Notwendig ist deshalb eine umfassende Debatte über die Ziele der Suchtpolitik. Dies soll vorgestellt und diskutiert werden.
Vorlesung
Vorlesungen
Dienstag 16.30-17.15
45 min