Sascha Milin, Deborah Scholz-Hehn, Ingo Schäfer
Zurückgehend auf US-amerikanische Entwicklungen in Folge der HIV-Krise der 1990er Jahre haben sich Szenen mit hochriskanten Sexual- und Substanzkonsumpraktiken entwickelt. Chemsex – promisker Sex unter Einfluss bestimmter psychoaktiver Substanzen – wird als Wunsch nach Selbstbefreiung innerhalb des schwulen Nachtlebens verstanden und rückt zunehmend in den Fokus der Forschung. Neben der Prävention von HIV-Infektionen sind erhebliche Suchtprobleme und psychotherapeutische Bedarfe auffällig geworden. Zwar wurden in jüngerer Zeit bereits einzelne herausragende Projekte zur Erreichung dieser Zielgruppe initiiert, nach wie vor bestehen jedoch Wissensdefizite, strukturelle Barrieren und Schnittstellenprobleme, die einem Verständnis und einer passenden Herangehensweise an das Phänomen im Wege stehen. Im Workshop wird eine Onlinebefragung des Zentrums für Interdisziplinäre Suchtforschung der Universität Hamburg (ZIS) bei N=597 Männern, die Sex mit Männern (MSM) haben, vorgestellt. Neben dem eigentlichen Substanzkonsum, bei dem in Deutschland der meist intravenöse Konsum von Methamphetamin im Vordergrund steht, werden biografische Erfahrungen wie das Coming Out, die Präsenz des HIV-Themas sowie Prozesse der Selbststigmatisierung in den Blick genommen. Es werden Möglichkeiten der bedarfsgerechten Unterstützung und der Vernetzung mit geeigneten Akteuren besprochen.