27. Suchttherapietage vom 15. bis 17. Mai 2023

Auswirkungen von Krisen auf Suchthilfe und Prävention

Globale Konflikte, Pandemie, Klimafolgen – in immer kürzerer Folge sind wir mit Belastungen konfrontiert, die massive Auswirkungen auf viele Lebensbereiche haben, einschließlich der psychischen Gesundheit. Zugleich machen sie es notwendig, neue Lösungen für gewohnte oder bislang noch nicht gekannte Herausforderungen zu finden. Aber welchen Einfluss haben Krisen wirklich auf süchtiges Verhalten? Welche neuen Zugänge zu Prävention und Behandlung haben wir uns – etwa während der COVID-19-Pandemie – erschlossen und sind wir in der Lage, sie in unsere Arbeitsroutinen zu integrieren? Wie sind Suchtprävention und -behandlung auf Zielgruppen eingestellt, die durch Krisen bedeutsamer werden, wie die wachsende Zahl von Geflüchteten Menschen? Diese und weitere Fragen haben wir im Rahmen unserer Veranstaltung mit Ihnen diskutiert.

Das ausführliche Programm erhalten Sie hier: Programm 2023

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26. Suchttherapietage vom 07. bis 10. Juni 2022, online

Warum erreichen wir die Zielgruppen nicht: unpassende Angebote oder krankheitsimmanent?

Viele Menschen mit Suchtproblemen werden durch präventive und therapeutische Angebote nicht oder erst spät erreicht. So werden etwa suchtspezifische Behandlungen nur von einem kleinen Teil der Menschen mit Abhängigkeitserkrankungen aufgesucht in und in aller Regel erst Jahre nach deren Beginn. Kann dies vor allem durch eine fehlende Änderungsbereitschaft bei Betroffenen erklärt werden? Spielt die Erreichbarkeit von Angeboten eine Rolle, so dass innovative Zugänge, etwa aus dem Bereich der Telemedizin, notwendig wären? Sind die aktuellen Präventions- und Behandlungsangebote auch inhaltlich noch nicht optimal an die Bedarfe Betroffener angepasst? Diese und weitere Fragen haben wir im Rahmen unserer Veranstaltung mit Ihnen diskutiert.

Das ausführliche Programm erhalten Sie hier: Programm 2022

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25. Suchttherapietage vom 10. bis 12. Mai 2021, online

Veränderte Gesellschaft, veränderte Sucht: Therapie und Prävention wie gehabt?

Wir freuen uns, dass wir im Jahr 2021 das 25. Jubiläum der Hamburger Suchttherapietage mit Ihnen feiern konnten. Wir haben dies zum Anlass genommen, wichtige Herausforderungen zu diskutieren, vor die sich die Suchthilfe gestellt sieht, aber auch wie sich Suchtprävention und -therapie selbst in den zurückliegenden Jahren entwickelt haben. Welche Anforderungen bringen aktuelle soziale, ökonomische und kulturelle Entwicklungen mit sich? Konnten die Veränderungen in Prävention und Therapie mit dem Wandel im Konsumverhalten und in den Zielgruppen Schritt halten? Sind die aktuellen Ansätze in Beratung und Behandlung ausreichend flexibel und „kundenorientiert“?
Über diese und weitere Themen haben wir bei den Hamburger Suchttherapietage mit ihnen diskutiert. Dabei ging der Blick immer über die berufliche Qualifikation hinaus und richtete sich auf gesellschaftliche und kulturelle Rahmenbedingungen, innovative Behandlungsansätze oder neue suchtpräventive Strategien.

Das ausführliche Programm erhalten Sie hier: Programm 2021

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24. Suchttherapietage vom 11. bis 14. Juni 2019

Suchttherapie und -prävention: Alles nur noch „online“?

Digitale Lösungen sind inzwischen ein fester Bestandteil der Suchthilfe. Apps und Selbsthilfeforen sind eine Selbstverständlichkeit geworden, Möglichkeiten zur Online-Beratung und innovative therapeutische Ansätze etwa mithilfe von virtueller Realität sind in Erprobung. Aber welche Potenziale bieten digitale Lösungen wirklich und wo liegen ihre Grenzen? Wie werden sich Suchttherapie und -prävention verändern, wenn zunehmend technologische Ansätze den direkten Kontakt ersetzen? Welche Chancen bietet die Digitalisierung um die Versorgung weiter zu verbessern?
Über diese und weitere Themen möchten wir bei den Hamburger Suchttherapietage mit ihnen diskutieren. Sie sind ein jährliches Forum für die Fort- und Weiterbildung im Suchtbereich. Dabei geht der Blick immer über die berufliche Qualifikation hinaus und richtet sich auf gesellschaftliche und kulturelle Rahmenbedingungen, innovative Behandlungsansätze oder neue suchtpräventive Strategien. Die Hamburger Suchttherapietage stehen auch für Interdisziplinarität. Sie werden von Angehörigen aller in der Suchtarbeit tätigen Berufsgruppen besucht und aktiv mitgestaltet, wie Sozialarbeitern, Pädagogen, Ärzten, Psychologen und Pflegekräften.

Das ausführliche Programm erhalten Sie hier: Programm 2019

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23. Suchttherapietage vom 22. bis 25. Mai 2018

Suchtmittel zwischen Verbot und Freigabe – Chancen und Risiken für Prävention und Therapie

Weltweit werden zunehmend alternative Konzepte zur prohibitiven Drogenpolitik hauptsächlich bezogen auf Cannabis entwickelt und umgesetzt. Auch in Deutschland fordert eine wachsende Zahl von Kommunen, Ländern und Parteien, aber auch Strafrechtlern und Professionellen aus der Suchthilfe und -prävention entsprechende Modelle zur konsequenten Entkriminalisierung des Konsums und zur Regulation der Märkte. Ein wichtiger Aspekt dabei ist, dass die aktuelle Prohibition in Bezug auf Cannabis und andere illegale Drogen auch Probleme für die Prävention und therapeutische Hilfsangebote schafft. So wirkt die Kriminalisierung der Konsumentinnen und Konsumenten vor allem für Jugendliche doppelmoralisch und untergräbt die Glaubwürdigkeit präventiver Botschaften. Sie behindert die offene Kommunikation über Konsumrisiken und dadurch die Aneignung risikoarmer Konsummuster sowie die Früherkennung und Frühintervention bei Suchtproblemen. Für die Konsumentinnen und Konsumenten ist sie mit Stigmatisierung, Ausgrenzung und Gesundheitsbelastungen durch fehlende Qualitätskontrolle im unregulierten Drogenmarkt verbunden. All dies überlagert und beeinträchtigt die Bearbeitung und Überwindung von Konsum- und Suchtproblemen, aber auch die weitgehende Verfügbarkeit von und die allgegenwärtige Werbung für Alkoholika, Tabakwaren und Glückspiel erschweren die Prävention von Konsumproblemen und die Bereitschaft zur rechtzeitigen Inanspruchnahme von Beratung und Therapie.
Drogenpolitische Modelle scheinen also darauf angewiesen zu sein, Risiken angemessen gegeneinander abzuwiegen, Jugendschutzmaßnahmen zu berücksichtigen, auf eine Kriminalisierung von Konsumentinnen und Konsumenten zu verzichteten und zugleich ausreichend Mittel für Früherkennung, Frühintervention, Beratung und Behandlung zur Verfügung zu stellen. Die aktuell vor allem auf Cannabis fokussierten Initiativen in Europa, Nord- und Südamerika könnten dabei auch die Chance zur Entwicklung adäquater Regulationskonzepte für andere Suchtmittel beinhalten.

Das ausführliche Programm erhalten Sie hier: Programm 2018
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22. Suchttherapietage vom 06. bis 09. Juni 2017

Sucht und Flucht – Migrationsspezifische Aspekte süchtigen Verhaltens

Es gibt viele Gründe, die Menschen dazu bewegen, ihre Heimat zu verlassen und in anderen Teilen der Welt Zuflucht zu suchen. Zu den häufigsten zählen politische Instabilität, Krieg und Verfolgung. Viele der Menschen, die in den vergangenen Jahren nach Europa gekommen sind waren deshalb bereits vor der Flucht massiven Belastungen ausgesetzt. Hinzu kommen die Strapazen der Flucht selbst und eine belastende Lebenssituation im Aufnahmeland die von einer ungewissen Zukunft und zahlreichen neuen Anforderungen geprägt ist. Bei anderen Gruppen von Migranten, etwa aus Südosteuropa, geben eher wirtschaftliche Gründe den Ausschlag für die Entscheidung zu migrieren. Die Belastungen nach der Migration, etwa durch die Trennung von Angehörigen, den Verlust von Status oder Diskriminierungserfahrungen, sind dabei zumindest teilweise dieselben. Auch süchtiges Verhalten bei Migranten weist verschiedene Facetten auf. So kann Sucht bei Betroffenen bereits ein Teil ihrer Geschichte sein, der sie in das Aufnahmeland begleitet. Auch kulturelle Unterschiede im Umgang mit Substanzen können dabei eine Rolle spielen etwa Opiatgebrauch als Teil der Alltagskultur in manchen Ländern. Andere Menschen sind stark durch traumatische Erfahrungen im Herkunftsland oder auf der Flucht belastet und dadurch anfälliger für süchtiges Verhalten. Schließlich kann, besonders vor dem Hintergrund einer allgemein belastenden Lebenssituation, bereits die hohe Verfügbarkeit von Alkohol und anderen Substanzen in Deutschland eine Herausforderung für Menschen darstellen, die einen anderen kulturellen Umgang mit Suchtmitteln kennen. Das deutsche Suchthilfesystem ist aktuell nur unzureichend auf die speziellen Bedarfe dieser und weiterer Gruppen von Migranten eingestellt. So fehlt es bislang an kultur- und zielgruppenspezifischen Konzepten für Prävention, Beratung, Diagnostik und Therapie, wobei bisherige Erfahrungen, etwa mit Migranten aus der ehemaligen Sowjetunion oder der Türkei, dabei wichtige Ansatzpunkte liefern könnten.

Das ausführliche Programm erhalten Sie hier: Programm 2017
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21. Suchttherapietage vom 17. bis 20. Mai 2016

Diagnose – Hilfe oder Etikett?

Die Vielfalt diagnostischer Ansätze im Suchtbereich wächst durch immer neue Verfahren ständig an. Dazu gehören Screenings im Bereich von Epidemiologie, Frühintervention und Versorgungsplanung ebenso wie Klassifikationssysteme zu Verwaltungszwecken oder Instrumentarien zur differentiellen Therapiezuweisung, zur Steuerung des therapeutischen Prozesses und zur Erfolgsbeurteilung in Katamnesen. Sie verändern sich mit neuen krankheitstheoretischen Modellvorstellungen und therapeutischen Methoden, sind von Interessen auf Anbieter- und Politikerseite sowie von Ressourcen und technischen Entwicklungen bestimmt. Der Anspruch einer umfassenden Diagnostik in bio-psycho-sozialen Modellen scheint mittlerweile durch unbegrenzte Speicherkapazitäten einlösbar, kann aber auch in unüberschaubare Datensammlungen ohne Nutzen für die Kranken münden. Die Forderung nach Evidenzbasierung verlangt nach Standardisierung und Zusammenfassung, das hoch individuelle Krankheitsgeschehen dagegen nach Flexibilität und Variabilität in der therapeutischen Begegnung. Bei den häufigen chronischen Verläufen wird immer wieder neu dokumentiert, ermüdend für Patienten und Behandler. Eine Zusammenführung von Daten bringt wiederum ihre eigenen Vor- und Nachteile mit sich. Die Verfeinerung und Ausweitung standardisierter Diagnosen schließlich, wie zuletzt anlässlich der Einführung des DSM 5 kritisch diskutiert, birgt ein Risiko für stigmatisierende Etikettierung und vorschnelle Pathologisierung unangepasster, jedoch nicht krankhafter Verhaltensweisen.

Das ausführliche Programm erhalten Sie hier: Programm 2016

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20. Suchttherapietage vom 26. bis 29. Mai 2015

20 Jahre Suchttherapietage – Neue Entwicklungen und Horizonte in der Suchthilfe

Das Ziel der 20. Hamburger Suchttherapietage ist es, neue Entwicklungen in Bezug auf die Behandlung, Beratung und Prävention in Bezug auf verschiedenen Suchtprobleme und neue Horizonte – im erweiternden und begrenzenden Sinne – zu beleuchten. Waren vor 20 Jahren die meisten erstauffälligen Konsumenten illegaler Drogen junge Opiatabhängige, so müssen Präventions-, Beratungs- und Therapieangebote sich heute noch stärker auf die höheren Zahlen von Amphetamin- und Cannabiskonsumenten beziehen. Hinzu treten exzessive Mediennutzung und Glückspielsucht sowie Suchtprobleme im Alter. Neue Substanzen, Konsumtrends und Konsumentengruppen, aber auch neue Diagnostiksysteme wie das DSM-5 und das bevorstehende ICD 11 erfordern Anpassungen von Beratung- und Therapiekonzepten. Eine Verständigung über Qualitätssicherung und Evidenzbasierung der Suchtprävention steht genauso wie ein angemessener Mix aus Verhaltens- und Verhältnisprävention auf der Tagesordnung. Die 20. Hamburger Suchttherapietage sollen es ermöglichen, sich über diese und ähnliche Fragen zu informieren, Erfahrungen auszutauschen, Perspektiven zur Weiterentwicklung und zum Ausbau geeigneter Angebote und Kooperationen kreativ und kritisch zu beraten.

Das ausführliche Programm erhalten Sie hier: Programm 2015

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19. Suchttherapietage vom 10. bis 13. Juni 2014

Eltern – Kinder – Sucht

Das Ziel der 19. Hamburger Suchttherapietage war es, die vielschichtigen Probleme und möglichen Hilfen zu beleuchten, die sich bei Suchtgefährdungen und manifesten Suchtproblemen zwischen Eltern und Kindern ergeben können. Wenn ein Mitglied oder mehrere in einer Familie Suchtprobleme haben, führt dies fast immer auch zu Konflikten innerhalb der Familie und zu Problemen bei den anderen Familienmitgliedern. Deshalb soll nicht nur das brisante Thema „Schutz des Kindeswohles“ bei Kindern abhängigkeitserkrankter Eltern bearbeitet werden, das in den letzten Jahren in der öffentlichen Diskussion die anderen Problemlagen weitgehend verdrängt hat. Auch Möglichkeiten selektiver Prävention für die Kinder suchtkranker Eltern und Angebote für Eltern suchtgefährdeter, suchtkranker und Drogen konsumierender Kinder und Jugendlicher sollen dargestellt und diskutiert werden. Suchtprävention und Suchthilfe bieten viele spezifische Unterstützungs-, Beratungs- und Therapieangebote für diese Probleme an. Zugleich macht kaum ein anderes Thema im Suchtbereich deutlicher, dass eine Zusammenarbeit mit anderen Hilfesystemen, etwa der Jugendhilfe, dringend notwendig ist um betroffene Familien angemessen zu begleiten. Die 19. Hamburger Suchttherapietage sollten es ermöglichen, sich über diese und ähnliche Fragen zu informieren, Erfahrungen auszutauschen und Perspektiven zur Weiterentwicklung und zum Ausbau geeigneter Angebote und Kooperationen zu entwickeln.

Das ausführliche Programm erhalten Sie hier: Programm 2014

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18. Suchttherapietage vom 21. bis 24. Mai 2013

Aktuelle Herausforderungen für Suchtbehandlung und -prävention

Im Mittelpunkt der 18. Hamburger Suchttherapietage standen Herausforderungen, denen sich verschiedene Felder der Suchtbehandlung und -prävention aktuell stellen müssen. Themen, die bereits seit längerem im Zentrum der Suchtarbeit stehen, haben sich in den vergangenen Jahren weiter zugespitzt. Dies betrifft etwa den Schutz des Kindeswohls in Familien mit Suchtproblemen, den Umgang mit neuen Formen süchtigen Verhaltens, aber auch mit Gruppen von Klienten, die besondere Behandlungsbedarfe aufweisen. Dabei entwickeln sich die verfügbaren therapeutischen Ansätze kontinuierlich weiter, so dass die Suchthilfe immer wieder vor die Entscheidung gestellt ist, welche neuen Behandlungs- und Beratungsansätze auch in die Arbeit mit Suchtkranken integriert werden sollten. Aktuelle Beispiele sind achtsamkeitsbasierte und meditative Verfahren sowie alternative Wege, Personen mit Suchtproblemen zu erreichen, etwa mithilfe des Internets und anderer Medien. Schließlich wurden grundsätzliche Fragen in der Suchtarbeit in den letzten Jahren immer deutlicher gestellt, etwa bezogen auf das immer noch vorherrschende Abstinenzparadigma oder das Ungleichgewicht zwischen Verhaltens- und Verhältnisprävention.

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17. Suchttherapietage vom 29. Mai bis 01. Juni 2012

Sucht und Politik

Drogen- und Suchtpolitik ist der politische Bereich, der sich mit den gesellschaftlichen Rahmenbedingungen des Zugangs zu psychotropen Substanzen und des Umgangs mit sozialen wie persönlichen Folgeproblemen befasst. Unter den suchtpolitischen Themen hat es in den letzten Jahren eine Verschiebung gegeben: Polarisierende Themen wie Belastungen durch offene Drogenszenen, der „Staat als Dealer“ oder Konsumräume, die den Drogengebrauch vermeintlich fördern, sind nicht verschwunden, aber stehen aktuell nicht mehr im Mittelpunkt gesundheitspolitischer Diskussionen und sind auch keine Wahlkampfthemen mehr. Schadensmindernde Ansätze in der Suchthilfe haben sich gesellschaftlich etabliert, es erfolgte die Ausweitung und Differenzierung der Substitutionstherapie u.a. mit der Einführung der Diamorphinbehandlung und eine Ausweitung der Substitution in Haftanstalten. Dennoch, Probleme wie die soziale Isolation, die mangelnden Integrationsmöglichkeiten, die Behandlung psychiatrischer und somatischer Komorbidität oder die Versorgungsprobleme älterer, multimorbider Drogenabhängiger sind nicht gelöst. Auch wenn die „klassischen“ illegalen Drogen gesundheitspolitisch aktuell an Relevanz eingebüßt zu haben scheinen, kann der Konsum illegaler Drogen und die damit verbundenen Probleme jederzeit wieder in den Vordergrund rücken. Neue Sucht-Themen wie die Regulierung des Konsums legaler Substanzen stehen derzeit im Mittelpunkt: So gibt es breite gesellschaftliche Diskussionen um den Nichtraucherschutz und das Gesetz „Zum Schutz vor den Gefahren des Passivrauchens“, dessen Umsetzung durch Rauchverbote und jeweilige Länderregelungen in der Gastronomie, teilweise mit Volksentscheiden, nach wie vor auf der politischen Tagesordnung steht. Jenseits der teilweise ideologisierten Auseinandersetzungen verdeutlicht dieses Beispiel die Möglichkeiten von politischer Regulation mit hoher gesellschaftlicher Akzeptanz und der Veränderung des soziokulturellen Klimas des Tabakkonsums. Einen weiteren Versuch der politischen Neuregelung gibt es im Bereich des Glücksspiels. Die geplanten Änderungen des 2011 auslaufenden Glücksspiel-Staatsvertrags mit neuen Auflagen beim gewerblichen Spiel und die kontrollierte Öffnung des Sportwettenmarktes bzw. des Internetangebots von Casinospielen versuchen die Aufrechterhaltung des staatlichen Monopols, den Spielerschutz und die Attraktivität des Angebots zu integrieren. Inwieweit das gelingt, ist noch offen. Suchtpolitik hat sich ausdifferenziert und ist pragmatischer geworden. Die genannten Aspekte sowie neue Initiativen und konzeptionelle Fragen in der Alkoholpolitik, im Bereich genereller Prävention, der Risikoprävention für spezielle Gruppen sowie der Suchtkrankenhilfe und Selbsthilfe standen auf den Suchttherapietagen 2012 im Mittelpunkt.

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16. Suchttherapietage vom 14. bis 17. Juni 2011

Selbstheilung

Wissenschaftliche Untersuchungen sowie Alltagserfahrung verweisen darauf, dass es viele Süchtige schaffen, ihr Problemverhalten ohne professionelle Hilfe zu überwinden. Beim Zigarettenrauchen stellt die Selbstheilung den üblichen und gut dokumentierten Ausstiegsweg dar – nach Schätzungen und in Abhängigkeit von der Definition von „Behandlung“ sind dies 80 bis 90 Prozent der ehemaligen Raucher. Aber Selbständerung ist auch relevant für remittierte Alkoholabhängige, von denen nach Untersuchungen mehr als die Hälfte keinerlei Kontakt zum Suchthilfesystem oder zum praktischen Arzt bezüglich ihres pathologischen Konsums gesucht hatten. Dass eine remittierte Alkoholabhängigkeit in der Bundesrepublik bei 3,2 Millionen Personen vorliegt, verweist auf die Relevanz von Selbstheilung, natürlicher Heilung, Spontanremission oder Herauswachsen. Die offenbare Relevanz von Selbstheilungs- oder änderungsprozessen relativiert ein deterministisches Krankheitsverständnis (ohne Behandlung mit fatalistischem Verlauf) ebenso wie die Verabsolutierung der Abstinenz als alleinigen Weg der Überwindung der Abhängigkeit. Trotz der offenbaren Bedeutung der Selbstheilungsperspektive für therapeutische Interventionen wie für Prävention sind die beteiligten Prozesse zu wenig untersucht. Neuere Studien verweisen auf „Änderungsmotivation“ und fortlaufende „kognitive Abwägungsprozesse“ (im Unterschied zu auslösenden Einzelereignissen) als zentrale Elemente bzw. Motor des Selbstveränderungsprozesses. Im Rahmen von „Stepped Care“ Behandlungsansätzen besteht der Versuch der systematischen Integration klinischer und therapeutischer Implikationen der genannten Befunde. Offenbar bestehen bei Selbstveränderungsprozessen neben den innerpsychischen Abläufen auch gesellschaftliche Rahmenbedingungen (wie Alltagskonzepte zur Sucht und ihrer Änderbarbeit, Suchtpolitiken), die in der Prävention und Gesundheitsförderung berücksichtigt werden können.

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15. Suchttherapietage vom 25. bis 28. Mai 2010

Sucht und Gewalt

„Sucht und Gewalt“ treten nicht nur oft gemeinsam auf, sondern verstärken sich vielfach gegenseitig. Der Zusammenhang beginnt nicht erst bei Abhängigkeit. Schon der exzessive Gebrauch etwa von Alkohol erhöht erfahrungsgemäß auch schon im Jugendalter das Auftreten von Gewaltverhalten.Mehr als ein Drittel der Männer in der Alkoholbehandlung übten Gewalt in Verbindung mit übermäßigem Konsum aus. Fast zwei Drittel der drogenabhängigen Frauen waren in ihrem Leben neben körperlicher auch sexueller Gewalt ausgesetzt.
Bei Gewalt handelt es sich (im Unterschied zu Aggressionen) um direkte physische und psychische Schädigung anderer Personen (oder Sachen). Die gewalttätigen Handlungen richten sich dabei meist gegen schwächere und unterlegene Personen – im Alltag vor allem gegen Frauen und Kinder. Dabei verfestigen sich Muster von Gewalthandeln und Gewalterfahrungen und Suchtmittelkonsum in Milieus teilweise über Generationen. Suchtbehandlung und Prävention tritt gegen das Übersehen, die Tabuisierung und Verharmlosung von Gewalt in allen Erscheinungsformen, insbesondere auch von häuslicher Gewalt und sexuellen Übergriffen an. Dabei gibt es verschiedene Verständnisweisen der Beziehung zwischen Suchtproblemen einerseits und Gewalt bzw. Gewalterfahrung andererseits. Alkohol z.B. „erzeugt“ vermutlich keine Aggressionen – wirkt aber als Katalysator auslösend. Abhängigkeit als übersteigerte, exzessives Streben nach bestimmten Erfahrungen definiert sich auch über Probleme der Selbststeuerung und Kontrolle, eingeschränkte Selbstwahrnehmung und erleichtert damit Grenzüberschreitungen. Zudem werden möglicherweise rauschartige Aspekte von Gewalt durch psychoaktive Substanzen verstärkt. Und schließlich sind traumatische Verletzungen von Selbstachtung und ein Mangel an Kompetenzen zur Stress- und Konfliktbewältigung oft Ursachen für gewalttätiges Verhalten sowie exzessiven oder suchtriskanten Konsum legaler und illegaler Drogen. Hieraus ergeben sich Schnittmengen für Prävention, Beratung und Therapie. Auch bei den Gewaltopfern spielen psychoaktive Substanzen eine wichtige Rolle. In der biographischen und aktuellen Verarbeitung traumatischen Erfahrungen haben Suchtmittel einen hohen Stellenwert. Teilweise richten Opfer Gewalt gegen sich selbst in Form selbstverletzenden Verhalten oder erhöhter Suizidalität. Bei den Tätern werden Schuld und Scham infolge des Gewalthandelns mit erhöhtem Konsum verarbeitet. Die verschiedenen Facetten der Spirale von Sucht und Gewalt, die besondere Bedeutung bestimmter Substanzen und Konsummuster, Modelle zum Verständnis, Interventionen für die Opfer und Täter im Bereich der Behandlung sowie Schnittmengen der Gewalt- und Suchtprävention standen auf den Suchttherapietagen 2010 im Mittelpunkt.

Das ausführliche Programm erhalten Sie hier: Programm 2010